Gar nicht so einfach etwas zu beschreiben und von etwas zu berichten, was so viele Facetten hatte und sich so richtig gut anfühlte, obwohl es sich nur um zwei gemeinsame Tage Berlin handelte.

Bei meinen Überlegungen zu diesem Bericht begleitet mich das unbeschreiblich gute Gefühl, beobachtet zu haben, dass ganz viel Lernen stattfand, obwohl wir gar nicht in der Schule waren und es sich ganz anders anfühlte als herkömmlicher Unterricht.

„Politik, was ist das? Was hat das mit mir zu tun, was DIE da in Berlin machen? Ich versteh das alles nicht! Ach, interessiert mich auch eh nicht!“ Immer mehr Erwachsenen und Jugendlichen geht es so. Es ist schwer zu vermitteln, dass Politik und Demokratie eigentlich und natürlich etwas mit uns als Bevölkerung zu tun hat.  Vieles ist so komplex und undurchsichtig und dadurch bleibt es uns fern.

Was für eine gute Idee und wie wunderbar, dass hier eine Gruppe von knapp 20 Schüler:innen die Möglichkeit hatte nach Berlin zu reisen und mal zu gucken, was DIE da so machen. So ganz in echt.

Es geht um eine ganz gemischte Gruppe aus Schüler:innen des 9. und 10. Jahrgangs der Luise-Chevalier-Schule und einer Gruppe von Schüler:innen einer 10. Klasse der Realschule Syke. Die Gruppen hatten sich ergeben aus freiwilligen AGs an beiden Schulen, geleitet von Tobias Apel.  Am Ende vervollständigten unsere Gruppe noch ein Gymnasiast und ein Schüler der BBS. Was für eine bunte Truppe! Im Vorfeld wurden Berührungsängste geäußert und es war für manch einen ein komisches Gefühl, die anderen so gar nicht zu kennen. Zu sehen, wie im Laufe der beiden Tage des „gemeinsamen-unterwegs-Seins“ aus diesen Jugendlichen eine lebendige Gemeinschaft wurde, war einfach schön. Man konnte sehen, dass schon nach kurzer Zeit die Schulzugehörigkeit vollkommen zweitrangig war. Hier hatten Jugendliche einfach eine gute Zeit gehabt und viele Dinge erlebt.

Neben der Besichtigung des Bundestages standen zwei Treffen mit den Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Diepholz, Axel Knoerig und Peggy Schierenbeck im Zentrum der Fahrt. Die Schüler:innen hatten Interviews vorbereitet und haben diese durchgeführt und per Video und Audio aufgezeichnet, um damit in ihren Schüler-AG´s weiterzuarbeiten. Die beiden Politiker:innen wurden in der Begegnung mit den Schüler:innen als „ganz normale“ Menschen sichtbar. Ihre Motivation und die Beweggründe, die sie zu ihrem politischen Handeln getrieben haben, haben sie den Schüler:innen eindrücklich mitgeteilt. Es hat mich berührt, dass Schüler:innen mutig die Gelegenheit nutzten um Geschehnisse des Weltgeschehens z.B. zu den Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine und zu den spürbar gestiegenen Preisen in Bezug zur Grundsicherung bzw. geringverdienenden Menschen kritisch zu hinterfragen. Es hat mich berührt, weil ich glaube, dass uns so etwas Politik näher bringen kann: dass wir Raum haben unsere Fragen an gewählte Politikvertreter:innen zu stellen und zu merken, wir haben ein Recht Dinge zu hinterfragen und Antworten zu erhalten. Ich habe erlebt, dass die Schüler:innen willkommen waren mit ihren Fragen und dass die Politiker:innen sich über unseren Besuch gefreut haben. Daneben haben wir die Geschäftigkeit des Bundestages live erlebt, eine hitzige Diskussion im Plenum, die zeigte, wie schwer es ist etwas zu verändern, weil es immer die Gründe und Stimmen der einen Seite dafür und der anderen dagegen gibt.

Besonders gelungen war ebenfalls, dass diese Reise, durch Fördergelder, die der Stadtjugendpfleger der Stadt Syke, Hafid Catruat eingetrieben hat, zu einem „Rund-um-Sorglos Paket“ für alle Beteiligten wurde. Auch das ist für mich eine maßgeblich positive Erfahrung dieser Bildungsreise: dass es neben all den großen Geldern, die in der Politik ausgegeben und zugesagt werden, Gelder gibt, die unserer nachwachsenden Generation direkt zur Verfügung stehen, um gute Erfahrungen zum machen und ihr eigenes Land etwas mehr kennenzulernen. So konnten Schüler:innen zum ersten Mal ICE fahren, eine Übernachtung im Hostel genießen, den Bundestag kennenlernen und für ihr leibliches Wohl war ebenfalls gesorgt. Dies alles unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten des eigenen Elternhauses.

Insgesamt bleibt die Feststellung, dass es für die Schüler:innen in diesem Zusammenspiel von Jugendarbeit und Schule zu einer Gemeinschaft kam, die nichts mit Schulzugehörigkeit zu tun hat, sondern vielmehr mit der Zugehörigkeit zu einem Ort, in dem man lebt und sich nun anders begegnet. Diese Art der Zusammenarbeit war für mich als begleitende Lehrerin sehr bereichernd und ist zukünftig hoffentlich ausbaubar bzw. in Form dieser Fahrt wiederholbar.

Iris Grütjen